Day 9
Und schon sitze ich wieder im Büro, aber es wäre ja blöd, wenn ich die letzten drei Tage einfach abschneiden würde, also probiere ich mich mal mit den Notizen, die ich mir in Island noch gemacht habe, einen vernünftigen Text zu schreiben. Müde bin ich auch jetzt, das ist schon mal eine gute Voraussetzung.
Tag 9 begann in Vík und führte weiter an der R1 entlang Richtung Þorsmörk. Þorsmörk ist ausgeschrieben als eines der besten Wandergebiete Islands, aber laut unserem fantastischen Reiseführer – das halbe Kilo Buch – ist so ziemlich alles einzigartig und fantastisch in Island. Dem wollen wir nicht widersprechen, aber man muss auch dazu sagen, dass das Angebot dieses Führrrerrrs zuviel zuviel zuviel ist. Vielleicht kommt einem das nicht so vor, wenn man nicht drumherum fährt, aber obwohl wir schon sooo viel gesehen haben, kommt es einem dennoch so vor, als verpasse man mit jedem weiteren Wasserfall ein existenzielles Naturereignis.
Die Straße nach Þorsmörk – oder wie von uns (liebevoll an Evelyn Hamann erinnernd) ausgesprochene Thöörsssmörk – war das wohl aufregenste Straßenereignis, dem wir uns gestellt haben. Obwohl wir uns hier, ausnahmsweise, keinen Platten geholt haben. Ein Kieselbett, ein Schlagloch, eine Fuhrt... noch eine Fuhrt und noch eine und noch und noch... Papa immer voll dadurch. Bis uns einer der letzten kurz vorm Ziel doch zu groß wurde. Dort parkte auch schon ein weiteres Auto, was dem alten Affen Angst natürlich nicht Mut zusprach. Ausgestiegen, Übergang an einer schmaleren Stelle des Flusses Krossa gesucht und eine Brücke direkt am Gletscher vorbeiführend gefunden. Auf dem Weg tief into Þorsmörk gabelte uns ein Crossbus auf. Anscheinend zur An/Abreise von Touris gedacht, die ohne Auto und ohne Affen, Lord Thöörsmörk bewundern wollen. Der nette Busfahrer unterhielt uns prächtig während der Fahrt, was uns nachher noch unangenehm in Erinnerung bleiben sollte. Am ersten Canyon schmieß er uns raus, denn von hier aus schien der Weg schon weit genug zurück zum Auto. Þorsmörk muss man sich so vorstellen: aus den Bergen/Gletschern kommen von allein Seiten Gletscherflüsse der Krossa. Dieser gräbt sich durch mehrere Canyons, die man allesamt begehen kann. Die Größe dieser Canyons kann man ganz gut im Verhältnis zu einem Menschen einsehen. Es ist jedenfalls (mal wieder) gigantisch. Fast senkrechte Außenwände und ein Fluss der sich in der Mitte seinen Weg sucht. Man kann sich ziemlich gut vorstellen, wie krass die Ausmasse sein müssen, wenn das erste Schmelzwasser kommt.
Aus dem Canyon, haben wir noch versucht über die Krossa zum kommen, um auch einen Hügel zu begeisten, auf dessen anderer Seite eine Hütte sein sollte. Aber wo wir es auch probierten, was das Wasser zu wild oder so tief. Kies ist da ja auch nicht so geduldig.
Also zurück zum Auto... jaaaahaaaa! Und nach einer Zeit leuchtete uns dann auch ein, um was wir drumherum gekommen sind, als wir so nettjes im Bus saßen. TIEFE FURTEN! Nach einer geeigneten Stelle suchen half nix. Das hatten wir ja schon probiert, also dadurch. Vati versucht es mit Staudämmen... gute Idee, aber bei der Strömung, lachte sich der Krossa was. Vati also als erster naße Füsse, Mutti hat direkt aufgegeben und ist so mit Schuhen durch. Ich habe es barfuß probiert. Die beschissenste Idee von allen. Gletscherflüsse, Kieselsteinboden – ich kam nur langsam voran, aber meine Füße wurden blitzschnell arschkalt. Auf einer kleinen Insel mitten in der Fuhrt, rettete ich dann deren Leben und zog mit die Schuhe wieder an, um den Rest halbwegs angenehm durchzuwaten. Das passierte uns dann auf dem 2 stündigen Rückweg, noch einmal. Diese letzte Fuhrt war aber "gottseidank" auch die, die wir mit dem Auto nicht mehr passieren wollten.
Auf den unteren Bildern seht ihr dann, in welcher Umgebung wir nächtigen durften. Direkt beim lebenden Vulkan Hekla, den ich einst besteigen wollte, was laut unserem Reiseführer gar nicht sooo schwer sein soll. (Vielleicht nach Abwurf diese Schneemassen.) Und wie schon vor zwei Tagen ein paar Hühner. Ganz wie Zuhause.
Annika Janssen - 16. Jun, 18:57