DAY FIVE
Internet in einem Cafe im Osten Islands und lad die Fotos bei Casparkaffee hoch. Mein gestriger Tag ist auch schon protokoliert, aber ich hab noch keine Bilder ausgesucht zum hochladen, so müsst ihr noch warten. :) Hier kommt mein Sonntag am Montag geschrieben. :P
Hooowwkay, ich liege im Bett in unserer Bleibe in Husavik. Es ist 16:30 isländischer Zeit und ich probiere mich mal am Bericht des gestrigen Tages. Zu dem bin ich gestern nämlich nach ein, zwei, drei Víking-Bier nicht mehr gekommen.
Gestern war ein langer und aufregender Tag. Wir haben eine Menge unterschiedlicher Sachen gesehen und vor allem eine Menge von Menge. Abfahrt in Akureyri, einer wirklich sehr schönen Stadt, in der man auch gerne länger bleiben würde. Über den Bergkamm (erstes Bild ist der Blick in den Fjord, in dem Akureyri liegt) weiter ins Landesinnere zum Goðafoss, dem fettesten Wasserfall Europas. Er liegt relativ nahe an der Ringstraße, also der Hauptstraße Islands, weswegen man ihn gut mit dem Auto erreicht. Wie ein Berserker brüllt sich das Wasser in die Tiefe – er ist nicht unglaublich tief, aber ungemein kraftvoll und man hat gar kein Verlangen zu sehr zu nahe an den Rand zu treten. Ein bißchen näher ran geht aber trotzdem immer. :P
Nach einem kurzen Aufenthalt am Goðafoss zum nächsten Tagesziel. Der Myvatn-See. Von Akureyri ist dieser ca. 2 Stunden entfernt. Nachdem, was wir alles schon mit dem Auto gefahren sind, also ein Katzensprung. Die Landschaft und die Begebenheiten um den Myvatn sind sehr speziell. Angefangen hat der ganze Spaß mit offenem Mund und blanken Entsetzen. Wie schonmal erwähnt, erinnert einen die Landschaft gerne an irgendwelche Filme. Mal Herr der Ringe, mal Star Wars – irgendetwas Science Fiction artiges. Am Myvatn wurden wir jedoch mit Stephen King konfrontiert. Es fing mit einem leichten "Pietsch, Pietsch" auf der Frontscheibe des Autos an. Regen? "Oh nö!" und "Mhmm, der Himmel sieht doch aber eigentlich ganz gut aus..." – "Pietsch, Pietsch, Pietsch, Pietsch... PRRRRRRRHHHHHHHHH!"– M Ü C K E N ! ! ! Trillarden von Mücken prasten gegen unsere Windschutzscheibe. Sowas habe ich im Leben noch nicht gesehen. Okay... Myvatn heißt übersetzt "Mückensee", aber DAS?!?! Unglaublich! Das glaubt uns kein Mensch, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, was wir da gesehen haben. Die Straße führte durch eine Senke am See entlang. Alles war Schwarz vor Mücken. Es lagen Häuser in dieser Senke, die waren Schwarz vor Mücken. Windhosen von Mücken hangen über dem Ufer. Wir haben den Spaß dann wiederholt und sind nochmal mit Videokamera durch die Senke gefahren. Die Fotos geben vielleicht auch schon einen ganz guten Eindruck. Eigentlich ist der Myvatn total toll. Es gibt wegen der Mücken extrem viele Vögel verschiedenster Art, es gibt mehrere Pseudokrater, Vulkane, die man besteigen kann und viele tolle Buchten, an denen man einfach nur den schönen Ausblick auf den See genießen könnte, wenn nicht gerade trillarden Viecher den See für dich gepachtet hätten. Ich wollte trotzdem raus Pseudokrater gucken... es ist unmöglich der Mücken zu entkommen. Sie stechen zwar nicht, aber sie sind überall. Jede Reibungsfläche wir gnadenlose zur Mückenmühle. In der Nase, in den Ohren, Haaren... uargh! Angler, Bauern, Einwohner von XXX tragen imkerähnliche Netze über ihrem Kopf. Nach einer kleinen Tour um den See mit Auto, haben wir uns eine Umgebungskarte gekauft und ich hab mich dafür entschieden auf den Vulkan XXX zu steigen. Ich sage explizit ich, weil mein Vater gleich die Ahnung hatte, dass es nicht gut geht und meine Mutter auch umdrehen wollte, nachdem wir 3 min gelaufen sind. JA JA! Dabei ging es mir nur um die Aussicht auf den Myvatn. Wer kann ahnen das in 600m Höhe AUCH Mücken sind. Sie waren überall und mit dem Aufstieg kam der Schweiß. Sie mochten uns lieber und klebten mittlerweile sogar an uns. Die Aussicht seht ihr. Von Genuß des Momentes des "bezwungenen Berges" kann allerdings nicht die Rede sein. Runter, weg! Auf in die Höhe ins Geothermalgebiet am Myvatn. Von meinen 6 Tagen Island muss ich sagen, war das bisher das Coolste, was ich gesehen habe... es ist alles schön, es ist alles aufregend, aber so einen Zauber begreift man schwer. Grad noch im Grün, schon umgibt einen gelb-und orangefarbende Berge. Ein milchiger hellblauer See im Orange, dahinter gelber Boden und dunkelblauspuckende Krater. Ne, is klar! Ich dachte solche Farben gehen nur mit LSD oder Mushrooms. Also wirklich gerade noch im Grün mit See und Vögel und schon mitten auf dem Jupiter. Und auf dem Jupiter stinkt es zur Hölle. Fauliger Eiergeruch vom Schwefel steigt einem in die Nase und zieht sich durch und durch. Das Leitungswasser in Island riecht auch leicht danach. Dampfende Lächer, pfeifende Steinklöpse und pupsende blaue Blubskrater. Alle sind aus Sicherheitsgründen umzäunt, was das Gefühl vermittelt man befinde sich im Phantasieland und gleich kommt auch schon die Achterbahn, die einen über den Jupiter jagt. Jedenfalls so, als habe das jemand fein säuberlich angelegt. Der Boden ist warm und man bekommt einen guten Eindruck davon, was abgehen muss, wenn die Erde mal wirklich Lava und Schwefel spuckt. Dies besichtigt musste ich noch umbedingt zum naheliegenden Vulkan Krafla. Man kann so herrlich allein sein in Island. Komplett befreit von allem, weil jeder so viel Platz für dich selber hat. Man läuft einfach in die Landschaft und ist alleine und man hat immer Weite. Die Berge sind hier alle abgeschnitten. Es gibt keine spitzen Berge. Alles ist rund und weich und vermittelt nie den Eindruck unüberwindbar zu sein. Zum Krafla kommt man durch moosüberwachsende Lavafelder, dann Schneefelder, Lavabrocken, Schnee... zuletzt war der Kraftla 1994 aktiv und von weitem sieht man schon die frische, ganz schwarze Brockenlava. Total cool. Das ist jetzt wirklich viel zu lesen, dabei lasse ich schon so viele Eindrücke weg. :) Es ist wirklich einfach zu schön und beeindruckend hier.
Zur Entspannung von den Mücken und den ganzen Sinneserfahrungen ging es ins Myvatn Nature Bath. Nice! Es ist wie die Blue Lagoon, nur kleiner und nicht so überfüllt. Hellblaues warmes Wasser unter freiem Himmel mit Midsummer-Sonne in Island mit Fernblick. Da kann man nur Nichts denken. :) Der Schwefel im Wasser macht die Haut total cremig und weich. Man fühlt sich danach wie frisch gewickelt. Der Boden des Bads bestand aus schwarzem Lavasand, den man aber durch das milchige Hellblau des Wassers gar nicht gesehen hat.
Über eine Schotterpiste gings dann Richtung Husavik. Die Unterkunft hatte ich morgens schon klargemacht, aber mir schwante schon, dass es noch einen Hinkelstein geben würde, denn die buchstabierte Adresse war akustisch schwer zu verstehen und ich mir auch schon nicht ganz sicher, ob ich sie richtig notiert hatte. En grande Katastrophe folgt. Strasse war natürlich nicht auf dem Ortseingangsschild verzeichnet. Angerufen. Mann am Apparat. Morgens eine Frau. Ich habe diesen Mann, der ursprüngliche Ungare ist, aber jetzt islänungarisch schlechtes Englisch spricht, NICHT VERSTANDEN. Selbst nach 10 Mal fragen, sogar buchstabieren der Straße, hörte ich nur "!§(!)§(!="§)37289". Er verstand mich nicht, ich ihn nicht. Neue Bleibe suchen. Die Eine zu teuer, die Zweite nicht vorhanden, die Laune aller etwas angespitzt. NOCHMAL den Ungaren anrufen. Frau am Apparat. Ihr man unterwegs zur Kirche uns treffen... Schwein gehabt!
Daaaanaaach haben wir dann sehr gut am Hafen gespeist und daaanaaaach Martin getroffen und weiter in der gleichen Kneipe/Restaurant Schnaps und Bier verdrückt. Martin erzählte von seinem Aufenthalt in Grimsey, dem nördlichsten Punkt Islands. Einer Insel, auf der nur 94 Menschen leben, die alle vom Fischen leben. Mit denen hat er uns seine Crew den "Fishermens-Day" verbracht, von dem wir nichts wußten, aber an dem alle Fischer für einen Tag ihr Schiff im Hafen lassen.
Husavik ist übrigens ein sehr schön gelegener kleiner Ort im Fjord. Er steht Akureyri in nichts nach, außer das er etwas kleiner ist und der Ortskern sich durch den Hafen mehr verdichtet. Die Häuser sind genauso in Terassen dahinter aufgebaut. Sehr sehr lauschig. Hinzu kam, dass wir gestern abend strahlend blauen Himmel hatten, an dem man die Mitternachtssonne zum ersten Mal richtig sehen konnte. A place to stay.
Annika Janssen - 9. Jun, 16:32